Heute mal kein Review, sondern ein paar persönliche Gedanken zum Thema Gin und dem Ende des Hype in Deutschland.
Ist der Gin-Hype vorbei?
Experten sind sich nicht einig. Die einen haben das Ende schon 2018 angesagt, andere sehen es heute noch nicht.
Gin wird nun schon seit einigen Jahren totgesagt. Trotzdem erscheinen noch regelmäßig neue Gins auf dem Markt. Darunter entdecke ich auch immer wieder richtig gute Tropfen.
Aber es werden weniger Neuerscheinungen. Und inzwischen lese ich auch fast ebenso regelmäßig Postings auf instagram oder anderswo, in denen – zumeist kleinere – Hersteller ankündigen, dass sie aufhören. Der Markt konsolidiert sich. Es trifft auch nicht nur die kleinen, wie die Insolvenz-Ankündigung von Elephant gezeigt hat. Umso schöner, dass es hier nun wohl doch weitergeht. Andere haben verkauft und gehören nun zu großen Konzernen wie Gin Sul, die jetzt ein Teil der Jägermeister-Gruppe sind.
Die Gründe für all das sind sicher vielfältig: zum einen steigende Kosten, zum anderen sinkende Nachfrage und Interessenverlagerung. Der Markt ist gesättigt und wer jetzt noch neu dazukommen will, hat es schwer, ebenso wie die, die bleiben wollen. Für manche war Ginherstellung aber auch eher ein Hobby, das Geld hat man mitgenommen, es wurde einem ja quasi nachgeworfen.
Denn sind wir mal ehrlich: es kam während und seit der großen Gin-Schwemme ab 2018 auch unglaublich viel richtig schlechtes Zeug auf den Markt. Aber wir haben ja auch alles gekauft. Hauptsache, coole Flasche, fancy Botanicals, pseudo-limitiert oder einfach so, weil Gin draufstand.
Nun zeigt sich also, wer sein Business wirtschaftlich im Griff hat und wer seine Kundschaft längerfristig überzeugt und halten kann – sei es nun durch gutes Marketing oder durch Qualität oder natürlich beides zusammen.
Sehr deutlich sieht man den Wandel auch an den Special Editions. Früher war alles, wo “limited” draufstand, in ein paar Stunden oder Tagen ausverkauft. Re-Seller haben sich die Hände gerieben, vieles war nur wenige Stunden nach Verkaufsstart zum doppelten und dreifachen Preis auf ebay & Co. zu finden. Das lohnt sich heute wohl nicht mehr. Neuere Editionen gehen kaum noch weg, nur für die alten und wirklich selten gewordenen Schätzchen werden noch teilweise wahnwitzige Preise aufgerufen (ob die dann wirklich verkauft werden, ist eine andere Frage, die ich nicht beantworten kann). Nun ist ist es für echte Sammler und alle, die den Gin tatsächlich auch trinken wollen, einfacher geworden, an eine oder mehrere Flaschen zu kommen. Es gibt wirklich kaum noch Hersteller, wo man sich den Wecker zum Verkaufsstart stellen muss, viele Editionen sind auch noch Monate später problemlos im Handel zu finden
Veränderungen auch bei Händlern und Bloggern
Auswirkungen hat das auch auf die Händler, wie die Insolvenz von Tastillery im Jahr 2023. Mit Wacholder-Express macht nun einer der ganz großen Mitspieler im deutschen Gin-Handel zu. Nur knapp 2 Jahre, nachdem Gründer Alexander Schwarz den Online-Shop verkauft hat, steht nun der letzte Versandtag an. Für treue Fans wie mich ein harter Schlag, denn beim Wacholder-Express gab es immer (fast) alles. Nun muss ich mich wieder mehr umgucken und meine Bestellungen verteilen. So geht es anderen aber auch, und somit ist es dann auch wieder eine Chance für andere Shops.
Auch bei den Gin-Bloggern und Instagram-Accounts sind so einige in der Versenkung verschwunden. Andere haben sich vom Gin abgewandt und machen nun mehr mit und über andere Spirituosen.
Ginday bleibt euch aber noch erhalten, versprochen!
Ist das alles nun gut oder schlecht?
Die Frage lässt sich für mich nicht eindeutig mit Ja oder Nein beantworten.
Manche Geschäftsaufgaben habe ich gar nicht bemerkt, andere mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen. Manche haben mich auch traurig gemacht, wie beispielsweise Journey, die ich auf meiner allerersten Gin-Messe kennengelernt hatte. Zum Glück habe ich hier noch einen kleinen Vorrat!
Apropos Messe – auch hier merkt man Veränderungen. Dieses Jahr findet zum ersten Mal (abgesehen von den Pandemie-Jahren) keine Gina’Fair in Stuttgart statt, allerdings kenne ich hierzu keine Hintergründe. Andere Messen wirken auf mich immer noch sehr gut besucht, das sind dann aber gemischte Spirituosen-Messen, keine reinen Gin-Events. Das Kaufverhalten hat sich wohl auch hier geändert, das sehe ich auch an mir selbst. Früher konnte ich meine Einkäufe kaum nach Hause tragen, heute komme ich auch mal nur mit 1-2 neuen Flaschen von einer Messe.
Mein persönliches Fazit
Wer wie ich weiterhin an Gin interessiert ist, findet immer noch genug Auswahl. Für mich ist Gin auch immer noch nicht langweilig geworden, im Gegenteil. Die Sammlung ist riesig und dennoch entdecke ich immer wieder neue interessante Gins. Aber ich muss nicht mehr alles haben.
Der Hype ist vielleicht vorbei, aber tot ist Gin deswegen noch lange nicht!
Durch das unglaublich große Angebot finden ja auch immer neue Konsument:innen zum Gin und so sehe ich der Gin-Zukunft ganz gelassen entgegen.
Meine Gedanken beziehen sich auf den deutschen Markt, aber auch in anderen Ländern scheint Gin immer noch ein Thema zu sein.
Wie seht ihr das, wie sind eure Gedanken zum Thema? Ich freue mich auf eure Kommentare!
Daniel Nott meint
Hallo Dani,
wie du richtig schreibst, ist es vielleicht von Vorteil, wenn nicht jeder seinen eigenen Gin auf den Markt wirft. Schade nur, wenn es handwerklich gute Gins gewesen wären.
Ich persönlich trinke regelmäßig und gerne einen Gin-Tonic und daher ist es für mich kein Hype, sondern eine Geschmackssache.
Gruß
Daniel
Daniela meint
Hi Daniel,
Danke für deinen Kommentar. Genau richtig, wir Gin-Fans genießen einfach weiterhin, die Auswahl ist ja groß genug!
LG, Dani