Seid ihr auch offen für experimentale Gins? Dann habe ich heute etwas ganz Besonderes für euch verkostet: den BosinGin aus dem Schwarzwald.
Hintergrund und Geschichte
Bösingen ist ein kleiner Ort im Kreis Rottweil und in erster Linie bekannt für Schwarzwälder Speck. Und da kamen drei Freunde, eigentlich eher aus der Obstbrenner-Ecke, auf die Idee, dass Speck und Gin ja eins gemeinsam haben, nämlich Wacholder. Also muss es doch auch eine Möglichkeit geben, Speck und Gin konkret miteinander zu verbinden. Und so entstand der BosinGin.
Der Speck wird in die Brennblase gehängt und dadurch soll das Destillat das spezielle rauchig-würzige Aroma aufnehmen.
Der BosinGin wird in Gläser abgefüllt, nicht in normale Flaschen. Das Glas hat in der Mitte des Deckels einen Schraubverschluss und darunter einen Ausgießer. Einschenken ohne zu Kleckern funktioniert damit problemlos.
Nosing, Tasting und Gin Tonic
In der Nase habe ich sofort einen sehr rauchigen Geruch. Nicht unangenehm, eben nach Rauchfang. Wobei ich nicht sofort an geräucherten Speck denken würde! Pur dominiert für mich ganz klar der Wacholder. Dezente Zitrusnoten spielen auch mit, aber ganz vorne liegt deutlich der Wacholder und die erwähnte rauchige Note. Der Gin hat übrigens ordentliche 45%.
Gin Tonic habe ich zuerst mit Thomas Henry ausprobiert. Das starke Wacholderaroma bleibt, ein bisschen Koriander kommt nun noch hervor. Mit dem Schwarzwald Sprudel Tonic Water empfinde ich die Mischung als noch milder und tatsächlich irgendwie etwas “speckiger”. Aber vielleicht ist das auch Einbildung, da ich nun noch stärker darauf achte.
Ich mag ja das Swiss Mountain Spring Rosemary Tonic sehr gerne, aber mit dem BosinGin passt es für mich leider nicht so richtig. Dabei hatte ich das Gefühl, dass der Gin ebenfalls Rosmarin enthält. In der Kombination war es mir dann aber zu viel Kräuter.
Ich bleibe also bei meiner ersten “Eingebung” eines milden Indian Tonic und freue mich schon auf weitere Versuche mit dem BosinGin.
Fazit
Der BosinGin ist wahrscheinlich kein Gin für die breite Masse. Zu viele werden bereits von der Idee entsetzt sein. Speck ist natürlich auch kein Botanical im herkömmlichen Sinne. Aber der Gin schmeckt ja auch nicht, als würde man an einer Speckschwarte lecken. Er weist ein starkes, würzig-rauchiges Wacholder-Aroma auf, das von einigen weiteren Nuancen fein umspielt und ergänzt wird. Ich bezweifele stark, dass in einem Blindtasting irgendjemand auf Speck tippen würde. Mir gefällt der Gin und ich freue mich über diese – zugegeben etwas kuriose – Entdeckung!
Vielen Dank an Benjamin Kammerer für die Flasche, die mir unentgeltlich und ohne jegliche Auflagen zur Verfügung gestellt wurde. Der Testbericht gibt meine persönliche, unbeeinflusste Meinung wieder.
Gin_nieren meint
Oh Nein, du hast gerade meine Hoffnung auf einen leckern speckigen Gin zunichte gemacht… muss ich weitersuchen…
Daniela meint
Aber der Gin ist klasse! Wenn du die Gelegenheit hast, probier ihn unbedingt mal!