Ich habe noch so viele italienische Gins im Regal, alle werde ich euch diesen Monat nicht mehr vorstellen können. Im Juni ist dann ein anderes Land dran – aber der Mai ist noch nicht vorbei und so geht es im heutigen Testbericht um den Boigin aus Sardinien.
Hintergrund und Geschichte
Der Boigin stammt aus Sardinien. Die Destillerie Silvio Carta stellt seit den 1950er Jahren Vernacccia, Gin, Wermut, Liköre und andere Spirituosen her. Neben dem Boigin stammen auch der Grifu, der Pigskin und der Giniu aus diesem Hause.
Wacholder und Zitrusfrüchte (Orange, Mandarine, Zitrone) sowie mediterrane Kräuter sind die Hauptbestandteile des Boigin.
Ich habe ihn für gerade mal 10 Euro in einem großen Supermarkt in Italien gekauft, im Internet wird der Preis meist mit 20 Euro angegeben.
Nosing, Tasting und Gin Tonic
Im Nosing empfinde ich den Boigin als relativ flach, mit einer gewissen alkoholischen Schärfe und gleichzeitig einer leichten “Muffigkeit”. Der erste Schluck pur ist ebenfalls eher unangenehm. Zuerst war ich noch positiv überrascht, dass die “Sprittigkeit” beim Trinken im Gegensatz zum Riechen nicht mehr da ist, aber dieser muffige Beigeschmack bleibt. Für mich riecht und schmeckt das leider nach schlechten, altem Obst.
Auch im Gin Tonic mit Fever Tree Indian Tonic Water bleibt diese Nuance deutlich bestehen. Ich war schon kurz davor, den Gin komplett aufzugeben. Dann habe ich aber doch noch einen Versuch mit Mediterranean Tonic (dem von Lidl) gemacht und frische Zitronenzeste dazu gegeben. Diese Mischung ist dann immerhin ganz angenehm trinkbar, mehr aber auch nicht.
Fazit
Ich hatte einerseits für 10 Euro keine großen Erwartungen, andererseits aufgrund des Herstellernamens aber doch ein bisschen Hoffnung auf eine spannende Entdeckung. Diese erfüllte sich leider nicht, pur finde ich den Boigin ungenießbar und im Gin Tonic macht er mich auch nicht besonders glücklich. Ich kann den Boigin daher nicht weiterempfehlen, günstig hin oder her.
Ottmar meint
Habe auch aus Neugier eine Flasche aus Cremona mit gekauft und jetzt, vor dem Öffnen, mal kurz gegoogelt. War etwas zurückhaltend ob der Diskrepanz der sonstigen zu deiner Bewertung und finde nach der Verkostung, dass du absolut daneben liegst. Ich habe den Gin bei Raumtemperatur gelagert und finde schon das Nosing einladend zitronig. Im Mund entwickelt sich Gleiches ausgiebig und angenehm intensiv. Im Abgang verbreitet sich eine herrliche Wirkung desgleichen, der sehr lange angenehm und intensiv zitrusfruchtig nachklingt.
Mein Fazit: sehr empfehlenswert und mit anderen 25/30 € Gins vergleichbar.
Daniela meint
Wenn er dir schmeckt, ist das doch wunderbar.
Beim Gin Verkosten gibt es nun mal unterschiedliche Eindrücke und Meinungen.
Cheers!
Kainz meint
Hallo Otmar,
ich sitze hier in Sardinien und bin sehr überrascht über einen ordentlichen Gin. Werde mich morgen aufmachen und die Distille von nahem ansehen!
Gruss Lucian
Daniela meint
Vor Ort schmeckt es ja immer am besten – viel Spaß bei der Besichtigung!
Und ich frage mich so langsam, ob ich irgendwie eine “schlechte” Flasche erwischt habe, anscheinend teilt ja bisher niemand meine Meinung 😉
Florian meint
Habe den Gin heute verkostet und kann die Rezension nicht nachvollziehen. Ich freue mich über einen milden, leichten, zitronigen Gin, der super mit etwas Rosmarin und Tonic harmoniert. Vielleicht hat die Rezensentin eine schlechte Flasche erwischt.
Daniela meint
Umso besser, wenn er dir schmeckt. Cheers!
Ich hatte ihn tatsächlich kürzlich nochmal im Glas und konnte meinen Eindruck leider nicht revidieren. Aber vielleicht liegt es ja tatsächlich an meiner Flasche.