Vor kurzem habe ich euch eine erste Übersicht über Berliner Gin(s) gegeben. Das waren ja schon eine ganze Reihe spannender Gins, die unsere Hauptstadt zu bieten hat. Aber nach der Veröffentlichung sind mir sogar noch mehr Berliner Gins aufgefallen und deswegen gibt es heute einen Nachtrag!
Bryk Gin
Der Bryk Gin stammt aus der gleichnamigen Bar in Berlin. Ich selbst war leider noch nicht dort und kann euch daher bisher nichts über diese Lokalität berichten, aber das nehme ich mir dann für den nächsten Besuch in Berlin vor. Den Gin kann ich glücklicherweise schon vorab testen und euch hier im Rahmen meiner Testberichtes zu Berliner Gins vorstellen. Die schwarze Tonflasche mit dem schlichten Etikett wirkt unauffällig, aber auch edel. Im Nosing kommt für mich eine leichte alkoholische Schärfe durch, noch nicht unangenehm, aber spürbar. Ansonsten rieche ich Wacholder und florale Aromen. Im Tasting Pur bin ich dann angenehm überrascht, wie weich der Gin schmeckt. Ich schmecke weiterhin den Wacholder, eine leicht kräuterige Note und Blumiges, das ist wohl Lavendel. Insgesamt pur nicht ganz so mein Fall, aber ich bin ja sowieso eher nicht die Gin-pur-Trinkerin. Mit einem Indian Tonic kommt der Bryk Gin gut rüber, hier werden die Zitrus- und Lavendelaromen in den Vordergrund gerückt, der Wacholder tritt etwas zurück. Wir haben ihn auch mit dem Schweppes Premium Tonic Orange Blossom & Lavender probiert, aber das ist dann schon eine sehr lavendel-lastige Mischung, ich würde eher das Indian Tonic empfehlen! Der Bryk Gin kostet ca. 35 Euro für 0,7 Liter und liegt damit im mittleren Preissegment.
Elixier Gin
Schande über mich, der Elixier Gin steht schon richtig lange in meinen Regalen und bisher hab ich ihn einfach noch nicht geöffnet. Nun fiel er mir als Berliner Gin (auch wenn er laut Etikett im Fichtelgebirge hergestellt wird, steht auf der Flasche eine Berliner Adresse) nochmal ins Auge, gleichzeitig wurde er von völlig unerwarteter Seite sehr empfohlen – also wurde die Flasche nun endlich aus dem Regal geholt und geöffnet. Gehört hatte ich ja immer vom Waldmeister-Geschmack dieses Gins. Den konnte ich zuerst gar nicht feststellen. Eher flog mich beim Nosing ein weihnachtlicher Duft an, so ein bisschen nach Lebkuchengewürz. Auch im ersten Tasting pur blieb es für mich bei diesem Eindruck. Erst nach und nach und dann im Gin Tonic wandelte es sich für mich tatsächlich zu Waldmeister. Mein Mittester ist total begeistert, auch vom Gin pur. Ich bleibe ein bisschen skeptisch – aber ich bin ja auch eher kein “Gin-Punk”… Nach dem Indian Tonic haben wir es noch mit dem Fever-Tree Clementine & Cinnamon probiert, das ergibt eine ziemlich coole Mischung! Preislich liegt er irgendwo zwischen 32 und 40 Euro, je nach Shop.
Gentle Gin
Noch so ein Gin, bei dem ich nicht ganz sicher bin, ob er sich überhaupt Berliner Gin nennen darf. Die Homepage gibt nicht allzuviele Informationen über Herstellung, Herkunft, etc. Aber es steht eine Berliner Adresse im Impressum, daher bekommt der Gentle Gin hier auch seinen Platz in meinem Beitrag. Genaugenommen handelt es sich nicht um einen Gin, sondern gleich um drei: Tea Dry, Pink One und Saffron. Im Rahmen dieses Testberichts habe ich ich mich auf den Tea Dry konzentriert. Zu den beiden anderen gibts vielleicht bald mal einen weiteren Artikel. Für den Gentle Gin werden ca. 36 Euro je 0,5 Liter fällig.
Die braune Glasflasche ist mit einem Siegel verschlossen – das finde ich ja einerseits immer hübsch, andererseits furchtbar lästig beim ersten Öffnen! Darunter kommt dann ein Glasverschluss zum Vorschein, der mir nicht so ganz dicht erscheint. Den Gentle Gin sollte man also wahrscheinlich nicht zu lange geöffnet lassen. Der Tea Dry macht seinem Namen dann auf jeden Fall alle Ehre, sowohl im Nosing (unbedingt erst einschenken, nicht an der Flasche direkt riechen, hier haftet nämlich noch der Geruch des Siegelwachses und das riecht gar nicht angenehm) als auch im Tasting pur schmeckt er stark nach Tee, dazu ein leichtes Orangen-Aroma. Pur ist er angenehm mild, gefällt er mir allerdings dennoch nicht so wirklich, da kenne ich andere Gins mit Tee, die mir besser schmecken. Im Gin Tonic mit Indian Tonic Water hingegen kommt der Gentle Tea Dry richtig gut rüber und ich muss meinen ersten, leicht skeptischen Eindruck revidieren!
Gin 206 – Freimeisterkollektiv
Eigentlich ist der Gin 206 kein Berliner Gin, denn er wird von Thomas Neubert in der Gutsbrennerei Zinzow gebrannt (ebenso wie der Baltic Dry Gin). Aber das Freimeisterkollektiv, über das der Gin vertrieben wird, sitzt in Berlin.
Freimeisterkollektiv? Was ist das denn? Hier diesem Namen steckt ein interessantes Konzept, ein Zusammenschluss von (Klein)Brennern und anderen Experten. Deren Ziel ist es, gute Produkte nachhaltig zu produzieren und zu fairen Preisen anzubieten. Mehr Information findet ihr direkt auf der Homepage.
Der Freimeister-Gin überrascht mich positiv. Hier sieht man wirklich, dass ein ordentlicher Gin nicht zwingend teuer sein muss. Um die 20 Euro für 0,5 Liter ist auf jeden Fall ein fairer Preis für einen Gin aus einer Kleinbrennerei. Die Flasche ist schlicht, das Etikett offenbart die Botanicals und Geschmacksrichtung. Wacholder ist vorherrschend und das zeigt sich auch im Nosing. Im Tasting pur ist der Gin trotz seiner 48% erstaunlich mild. Die Konzentration auf wenige, klassische Botanicals ist gut gelungen. Ein klassischer Gin, ohne Schnickschnack und Außergewöhnlichkeiten, aber gerade in dieser Einfachheit durchaus überzeugend. Im Gin Tonic macht er sich bestens mit einem Indian Tonic Water. Große Experimente würde ich mit diesem geradlinigen Gin gar nicht erst anstellen!
Gin Chilla Gin – Like Berlin Gin
Die Gin Chilla Bar in Berlin hat ihren eigenen Gin: Like me, like you, like Berlin. Man könnte ja meinen, wer eine auf Gin spezialisierte Bar leitet, der hat Ahnung von Gin. Warum dann also nicht selber einen machen? Ich bin neugierig, aber auch skeptisch, ein guter Barkeeper ist ja noch nicht unbedingt ein guter Brenner. Der Like Berlin kommt in einer schlichten kleinen Flasche mit Drehverschluss. Die Aufschrift der Hauptbotanicals vergrößert meine Skepsis noch ein bisschen mehr: Kakao, Haselnuss, Kaffee. Moment, hatte ich nicht einen Gin bestellt? An dieser Stelle sollten die traditionsbewussten, experimentierscheuen GintrinkerInnen bitte aufhören zu lesen. Weiter gehts mit Zimt, Orangenblüten, Cassis, Süßholz und tatsächlich wohl auch noch Wacholder. Im Nosing kommt der Like Berlin Gin für mich etwas dumpf rüber und ist schwierig einzuordnen. Im Tasting pur schmecke ich die Haselnuss und mit etwas Phantasie auch Cassis. Wacholder eher nicht, aber das hatte ich hier auch nicht wirklich erwartet. Im Gin Tonic, wie üblich zuerst mit einem Indian Tonic Water, finde ich ihn nicht ganz rund. Man schmeckt den Kakao, der Kaffeegeschmack wirkt im Gaumen nach. Mit einem Mediterranean Tonic wird es eine deutlich fruchtigere Kombination, aber das ist ja auch kein Wunder bei dem Tonic. Spaßeshalber habe ich ihn noch mit dem Thomas Henry Coffee Tonic ausprobiert, aber da schmecke ich nur das Tonic, selbst wenn ich deutlich mehr Gin in den Drink mache als gewöhnlich. Dafür kann der Gin aber wenig, das Coffee Tonic ist einfach furchtbar dominant. Zur Abrundung habe ich es dann noch mit Goldberg probiert, wieder fruchtig, durch den eher bitteren Kaffee ein interessanter Gegensatz. Aber letztlich auch nichts, das bei mir Begeisterungsstürme auslöst. Ich bin ja durchaus offen für Gin-Experimente, aber der Like Berlin kann mich nicht komplett überzeugen. Er kostet übrigens knappe 30 Euro je 0,5 Liter.
Mampe Berlin Gin / Mampe’s Kreuzberg 61 Gin / Ku’damm 15 Gin
Ich muss gestehen, diese Kreuzberger Originale fehlen mir noch in meiner Sammlung. Beim nächsten Berlin-Besuch werde ich das hoffentlich ändern!
Moabit London Dry Gin
Der Moabit Gin aus dem Hause Taudtmann, eigentlich ein Weinlabel, ist ein weiterer Berliner Gin, den ich im Rahmen dieses Testberichts näher unter die Lupe genommen habe. Die Flasche ist schlicht, ebenso das Etikett (das man sich übrigens auch selbst gestalten kann).
Im Nosing kommt er zuerst einmal recht fruchtig und angenehm daher. Im Tasting pur ist allerdings eine leichte Schärfe zu spüren, die sowohl mir als auch meinem Tester etwas unangenehm aufgefallen ist. Abgesehen davon dominiert hier auf jeden Fall der Wacholder. Mit Tonic Water gibt sich die Schärfe wieder- Mit Indian Tonic Water ist die Mischung sehr gut trinkbar (insbesondere mit Thomas Henry Tonic und etwas Zitrone), allerdings fehlt mir auch etwas Besonderes. Da der Gin doch immerhin um die 35 Euro je 0,5 Liter kostet, bin ich ein bisschen enttäuscht, ich hatte etwas mehr erwartet.
So, nun bin ich wirklich gespannt: gibt es immer noch weitere Berliner Gins, die ich in meinen beiden Artikeln nicht aufgelistet habe? Schreibt mir gerne einen Kommentar, wenn in meiner Übersicht noch einer fehlt!
Tanja Schmittner meint
Hi Dani,
der Currywurst Gin aus der Gin Chilla Bar fehlt.
Und die diversen Unknownlands Gins.
Liebe Grüße
Tanja
Daniela meint
Den Currywurst Gin gab es zum Zeitpunkt des Berichts noch nicht 😉
Unknown Lands steht aber tatsächlich noch auf der to-do-Liste!