Die meisten von euch haben bestimmt schon mal ein Produkt von Grassl komsumiert, steht deren Enzian doch praktisch in jedem Supermarkt an der Kasse – dort, wo diese Fläschchen stehen, die man eher verschämt im letzten Moment noch schnell und unauffällig aufs Band wirft. Vielleicht tu ich dem Hauptprodukt der Enzianbrennerei auch Unrecht, aber ich kann das Zeug nicht trinken. Grassl produziert aber ja noch einige andere Spirituosen und ich war schon länger neugierig auf die beiden Gins in ihrem Sortiment. Also stand bei einem Urlaub am Königssee natürlich ein Besuch in der Brennerei auf dem Programm.
Wer damit liebäugelt, die kostenlose Führung zu machen: sie nimmt nicht viel Zeit in Anspruch. Wir hatten ein bisschen Pech, eigentlich waren wir in einer kleinen Gruppe die letzten, dann stieß aber noch eine 20köpfige osteuropäische Reisegruppe dazu, von denen nur eine Frau deutsch sprach und sich als Dolmetscherin für ihre Mitreisenden versuchte – so gab sich der Grassl-Mitarbeiter zwar höchste Mühe, verständliches Deutsch zu sprechen, das Gesicht der Dame sprach aber die meiste Zeit Bände und ihre Übersetzungen fielen immer sehr viel kürzer aus als das, was der Mitarbeiter so erzählte (ob das nun an dessen immer noch deutlich hörbarem Dialekt oder den vielen Fachbegriffen – die ich auch nicht mal ins Englische hätte übersetzen können – lag, lasse ich mal so dahingestellt). Im Anschluss an die kurzen Erklärungen zum Destilliervorgang gibts noch eine kleine Filmvorführung mit Werbevideo zum besonderen Funtensee-Enzian, dem Premiumprodukt von Grassl, der natürlich nicht mit dem günstigen Supermarkt-Produkt vergleichbar ist. Aber eben dann auch nicht vom Preis her (60 Euro für 0,7 Liter). Während der Wartezeit bis zur Führung kann man sich auf diversen Schautafeln bereits selbst ein bisschen in die Thematik der Enzianherstellung einlesen sowie in Schaukästen alte Flaschendesigns bewundern.
Im Besuchershop kann man sich dann ein bisschen durchs Sortiment probieren und einkaufen. Neben all den Schnäpsen (auch in Probiergröße) auch Zubehör und alle möglichen Touri- Mitbringsel.
Aber nun endlich mal zum Gin! Grassl bietet hier gleich zwei verschiedene Varianten an, rechnet man den schlichten Doppel-Wacholder dazu, sogar drei.
Letzterer konnte mich leider nicht überzeugen, ich fand ihn geschmacklich recht flach und nichtssagend. Bei einem Preis von 1o,99 Euro / 0,7 Liter hätte man ihn mitnehmen können, ich hab mich aber dagegen entschieden.
Bei den beiden Gins handelt es sich um den Grassl Bergbrenner Gin und den als “Rarität” ausgezeichneten 1517 Miner’s Gin – detaillierte Testberichte werden folgen, ich hab beide vor Ort kurz verkostet, fand den Miner’s da etwas ausdrucksstärker, aber ich muss mir für ein wirkliches Urteil nochmal beide in Ruhe zu Gemüte führen.
Beinahe vergessen hätte ich in der Aufzählung den Bergbrenner Jubiläums Gin, den wir auch probiert haben und der sehr gut war, den es aber “nur” in einer 2-Liter-Tonflasche für schlappe 198,- Euro zu kaufen gibt.
Abschluss der Brennereibesichtigung war dann noch ein Blick in eine ursprüngliche Brennhütte, die auf dem Gelände aufgebaut wurde und in der Käse, Wurst und Schinken verkauft werden – alles 3 ziemlich lecker!
Fazit: Kann man sich anschauen, wenn man in Berchtesgaden ist und gerade nichts Besseres zu tun hat. Wenn nicht, hat man aber auch nicht wirklich viel verpasst, zumindest als Gin-Liebhaber, denn beide Gins gibt es in der Region auch im Supermarkt zum selben Preis.
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