Zu Beginn habe ich vermutet, dass es sich beim V Sinne Gin wohl um einen sogenannten “Agenturgin” (Marketing-Idee, die in Lohnbrennerei umgesetzt wird) handeln könnte.
Trotz hübscher Homepage, vieler Schlagworte wie “small batch”, besondere “Heimatverbundenheit” (Schwarzwald zieht seit einem gewissen Affen-Gin ja sowieso immer) sowie auf exklusiv gemachte Flasche mit handschriftlicher Batch-Nr und Namen… ein Blick aufs Kleingedruckte auf dem Etikett offenbart nämlich den Hersteller/Vertriebler “Jovi International Trading UG” – was für mich nun erstmal nicht nach Ginbrennerei klingt. Auch sieht man auf der ganzen hübschen Homepage kein Bild einer Brennanlage oder ähnliches.
Auf meine Rezension bei amazon bekam ich aber prompt folgenden Kommentar der Hersteller:
Jedoch müssen wir Ihrer Vermutung/Verdacht widersprechen. Wir stellen unseren Gin in unserer eigens erworbenen Destille her.
Davon kann sich gerne jeder selbst überzeugen und vorbei schauen. Es ist wirklich alles Handmade!
Von der Entwicklung der Rezeptur, der Destillation, Abfüllung und Etikettierung. Wir sind sogar noch weiter gegangen und haben das komplette Design selbst entworfen, obwohl wir beide nicht aus der Werbebranche kommen. Daran sieht man deutlich, dass wir keine Mühen scheuen und unser ganzes Herzblut rein stecken.
Ich muss meine anfängliche Vermutung also zurücknehmen.
Auch möchte ich betonen, dass ich nicht grundsätzlich gegen “Marketing-Gins” bin. Wenn er schmeckt und preislich in einem vernünftigen Rahmen liegt, ist alles fein für mich und ich habe nichts gegen gutes Marketing für ein gutes Produkt.
Nun aber mal zum Produkt selbst, um das es hier ja schließlich geht:
Nosing an der Flasche: sehr beerig, nicht unbedingt meins, aber auch nichts daran auszusetzen.
Nosing im Glas: es kommt eine ziemlich scharfe Alkoholnote dazu. Nicht ganz so toll
Tasting pur: Beeren auf Alkohol. Kein Wacholder und auch von den anderen der insgesamt 31 Botanicals kann ich nichts wirklich rausschmecken.
Tasting mit Fever Tree Indian Tonic: auch nicht besser, die Spritnote kommt immer noch durch, ansonsten Beeren und wenig anderes.
Mein Fazit: leider trotz vieler schöner Bilder und Schlagworte, überzeugt mich der Gin geschmacklich nicht und ich bin froh, dass ich ihn im Angebot gekauft hatte und nicht den vollen Preis von aktuell 34,99 Euro bezahlt habe. Hier versucht eben ein weiterer Hersteller, die aktuelle Gin-Euphorie mitzunehmen und ein bisschen Geld zu machen, leider nicht mit einem überzeugenden Produkt.
Persönliche Anmerkung: Dutzende, sehr “ausgereifte” 5-Sterne-Rezensionen bei amazon – so macht man sich auch nicht gerade glaubwürdiger!
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